Die Zolltarif-Ankündigungen treffen den Markt hart und die Börsen verfallen in Panik und die Börsen- und Kryptokurse brechen ein. Dennoch gibt es Anzeichen, dass Zölle den Bitcoin-Aufstieg als globale Reservewährung beschleunigen, obwohl der Kryptomarkt seit dem 4. April rund 300 Milliarden Dollar eingebüsst hat. Dennoch ist der Bitcoin-Dominanz-Index (der Bitcoin-Anteil aller Werte im Kryptomarkt) auf 62 Prozent gestiegen und hat damit das Niveau aus dem Jahre 2020 erreicht. Es sieht so aus, als würde sich der Markt erholen, denn ein zu geringer Dominanz-Index deutet auf eine spekulative Überhitzung hin.
Die Weltwirtschaft ist im Umbruch und Bitcoin spielt in diesem nicht die konträre Rolle, denn Bitcoin reagiert eher wie ein konjunkturabhängiges Wertpapier reagiert. Aus monetärer Sicht ist es schwierig, Trumps Politik zu verstehen. Die USA sind in der beneidenswerten Situation, dass sie als einziges Land der Welt Papier zum Preis exportieren können, den sie darauf drucken. Der US-Dollar ist nach wie vor die liquide und allgemein akzeptierte Währung, die für den Aussenhandel unentbehrlich ist.
Trump meint aber, die ganze Welt würde die USA ausnutzen. Die USA haben ein grosses Handelsbilanzdefizit mit den meisten Ländern und das ist kein Wunder, sondern die natürliche und wünschenswerte Folge davon, dass man Geld exportieren kann. Dieses Ungleichgewicht möchte Trump jetzt mit neuen Zolltarifen abbauen. Ziel ist es, durch Zölle und Personalabbau den Staatshaushalt zu sanieren, ohne weitere Steuern erheben zu müssen. Trump möchte einen Haushalt, in dem der Schuldendienst nicht mehr das Budget belastet und sich die USA zu günstigen Konditionen Geld leihen können. Dies würde die Handlungsfähigkeit stärken und der Zentralbank erlauben, die Wirtschaft durch Zinssenkungen anzutreiben, ohne eine Inflation fürchten zu müssen. Die Erwartung steigender Preise hat negative Auswirkungen auf Kryptowährungen. Wenn die Menschen mehr für die alltäglichen Dinge bezahlen müssen, bleibt weniger Geld um es in Kryptowährungen zu investieren. Inflation durch zu viel Geld ist gut für Kryptowährungen, Inflation durch zu wenig Güter, ausgelöst durch neue Zolltarife ist schlecht.
Die Zölle wirken nicht nur inflationär, sie bringen Konsumenten und kleine Unternehmen an ihre Grenzen. Sie treiben die Preise für notwendige Alltagsgüter, verkleinern Profite, verstopfen Lieferketten und könnten Handelskriege auslösen und die globalen Warenströme unterbrechen. Die neue Zollstrategie ist nicht nur ein verantwortungsloses Taktieren, denn dadurch könnte in den USA eine fiskalische Instabilität ausgelöst werden, dies verdeutlichen die Zinsen für US-Staatsanleihen. Die Zinsen für Anleihen mit einer zehnjährigen Laufzeit sind Anfang April auf ein Tief von vier Prozent gefallen, worauf sie in den letzten Tagen aber rasch auf rund 4,46 Prozent gestiegen sind.
Für einige Stablecoin-Herausgeber sind das gute Nachrichten, da sie ihre Coins hauptsächlich durch Staatsanleihen decken. Zudem wird spekuliert, dass China im Zollstreit US-Staatsanleihen verkauft. Dank eines langjährigen Handelsüberschusses hält China US-Staatsanleihen im Wert von über 1,6 Billionen Dollar.
Auch Japans Zentralbank hält für eine Billion Dollar und die asiatischen Tigerstaaten für rund 700 Milliarden Dollar US-Staatsanleihen in ihren Reserven. Wenn alle diese Länder kleine Teile ihrer US-Staatsanleihen verkaufen, wären die USA faktisch pleite und die neue Zolltarif-Strategie von Trump gescheitert. Weil der Dollar aber nach wie vor die globale Reservewährung ist, ist ein Bankrott der USA auszuschliessen.
Sämtliche Zentralbanken horten USA-Staatsanleihen, die nicht nur ihr intrinsisch wertloses Papier gegen Güter tauschen können, sondern auch eine endlose Kreditlinie geniessen. Trump riskiert mit seinem Vorgehen diese Stellung, um die Schulden der USA abzubauen. Er sieht das USA-Handelsbilanzdefizit als ein Problem, das es zu lösen gilt. Er sieht das Dollar-System als ein Problem und wirft anderen Ländern vor, die USA auszunutzen, indem sie Dollar als Reservewährung nutzen.
Bisher akkumulieren Zentralbanken Dollar, Anleihen und Aktien als Folge von Handelsüberschüssen. Wenn Unternehmen Güter exportieren, erhalten sie dafür Dollar, müssen diese aber gegen die einheimische Währung wechseln. Die Zentralbank sorgt für liquide Devisenmärkte und kauft die Dollar der Unternehmen auf. Die meisten Zentralbanken behalten die Dollar, die ihnen auf diesem Weg zufliessen, weil sie eine stabile Reserve abgeben und für Importe nötig sind. Zudem würde ein Verkauf der Dollarreserven die eigene Währung aufwerten und damit dem Export schaden.
Die Stellung des Dollars als globale Reservewährung ist eng mit einem Handelsdefizit der USA verbunden. Ohne dieses werden die Zentralbanken zukünftig weniger Dollar halten. Eventuell werden sie Dollar aus ihren Reserven auflösen müssen, um die Importwirtschaft mit Devisen zu versorgen. Sollte es zu solchen Verkäufen kommen, droht ein gigantischer Verkauf von US-Wertpapieren und die Zinsen für US-Staatsanleihen würden explodieren und damit die Verschuldung. Es könnte sein, dass die USA den Anspruch auf die monetäre Führung abgeben und sich gegen das Handelsbilanzdefizit wehren wollen. Die Trump-Politik könnte den Prozess, den sich China, Russland und Brasilien vergeblich wünschen, in Gang setzen und beschleunigen. Ein Handelskrieg könnte somit eine Spirale der Abwertung auslösen.
Die weltweit unsicheren Aussichten sind ein Hinweis auf einen Crash, welcher gut für Kryptowährungen sein wird. Wenn das Dollarsystem abgeschafft würde, entstünde eine Lücke, die Kryptowährungen und insbesondere Bitcoin als neue Reservewährung füllen könnten. Wenn Fiat-Währungen abwerten, um Exportüberschüsse zu erzwingen, werden Kryptowährungen neue Werte erhalten und wenn die Weltwirtschaft schrumpft und Zentralbanken durch Zinssenkungen gegensteuern, werden Kryptowährungen und insbesondere Bitcoin von der Liquidität profitieren. Eventuell bestätigten die Märkte derzeit BlackRock-CEO Larry Fink, der im Januar gewarnt hatte, dass der Dollar in Gefahr stehe, den Status als Reservewährung an digitale Assets wie Bitcoin zu verlieren, wenn die USA ihre Schulden nicht in den Griff bekommen.
Trumps Zollstrategie macht diese Möglichkeit realer und dringender. Wenn man die Option hat, ein von Schulden getriebenes Geldsystem gegen eines zu ersetzen, in dem Assets in Echtzeit übertragbar, grenzenlos und unkorrumpierbar sind – warum sollte man es nicht tun?
Auch Matthew Sigel, Analyst des in Bitcoin investierten Vermögensverwalters VanEck, meint, dass die Zollstrategie positiv für Bitcoin ist. Diese Strategie hat die globalen Handelsspannungen verschärft und droht, eine monetäre und geldpolitische Fragmentierung auszulösen. Wenn die Zölle das Wirtschaftswachstum begrenzen, könnte die Fed mit der Zinspolitik reagieren, die Bitcoin schon immer Aufschwung gegeben hatte; gleichzeitig treibt der strategische Umgang mit Handel und Finanzen die Nachfrage nach einem neutralen Instrument zum Zahlungsausgleich. Dies sei nicht nur Theorie, denn China und Russland haben bereits begonnen, den Energiehandel mit Bitcoin und anderen digitalen Assets auszugleichen, während Bolivien bereits angekündigt hat, Energie durch Krypto zu importieren und in Europa der französische Stromversorger EDF mit Überschüssen Bitcoins minen will. Bitcoin wird in der Weltwirtschaft anscheinend immer wichtiger!
Quelle: FOOTTOK AG / Jürg Fausch